Stephan Froleyks: auf blau zugehen
 

Stephan Froleyks
so sieht die welt in blau aus

1. Bartleby 12:36
2. Toppot 1 1:32
3. Toppot 2 1:20
4. Ich spiele zusammen, keiner spielt allein 10:08
5. Toppot 3 1:32
6. Toppot 4 1:39
7. Stiller Garten 14:36
8. Toppot 5 1:24
9. Toppot 6 1:18
10. Storyteller 15:42

total time 62:31


Go to the mailorder page


Listen to a 30 second soundfile of this release (~65kB).

 

  Froleks - Neue Zeitschrift für Musik  

Froleyks - Neue Zeitschrift für Musik

Nina Polaschegg für Neue Zeitschrift für Musik, Mai 2004

  Ein besonderer Streich ist Stephan Froleyks mit seinem Klangkunstwerk 'so sieht die welt in blau aus' gelungen, erschienen bei BERSLTON in der NURNICHTNUR Kunst- und Musikproduktion. Was hier mit dem bescheidenen Untertitel 'neue klänge, feine musik' daherkommt, erweist sich als einzigartiges musikalisches Fabulieren, das vor Erfindungsreichtum nur so strotzt - fantasievoll, von skurrilen Ideen überquellend und voller Poesie. Mit selbstkonstruierten Instrumenten oder umfunktionierten Alltagsgegenständen - zu nennen sind etwa Blumenkästen, eine Flötenmaschine und eine Saitenwanne - rückt Froleyks den vier in Worten erzählten oder auch verschwiegenen Geschichten zu Leibe, die durch jeweils zwei kurze, kaum eineinhalbminütige Zwischenspiele voneinander getrennt sind. Teils im Multitrack-Verfahren mit sich selbst musizierend ('Ich spiele zusammen, keiner spielt allein'), teils mit Unterstützung von Musikern wie Mike Svoboda (Posaune in 'Bartleby') und Georg Hajdu (Live-Elektronik und Ko-Komponist in 'Storyteller'), werden assoziativ aufgeladene Klänge zu transparenten Klangnetzen ausgesponnen, deren suggestiver Wirkung sich die Fantasie des Hörers kaum entziehen kann. Abgerundet wird das kurzweilige Werk durch eine für jede CD individuell gestaltete weiße Kartonhülle mit blauem Farbauftrag.

Stefan Drees in 'Positionen' sechzig

 

STEPHAN FROLEYKS ist Komponist, Instrumentenerfinder, Schlagzeuger und Professor an der Musikhochschule in Münster und manchmal macht er blau. Mehrere solcher Streifzüge ins Blaue verdichtete er nun zum Erfahrungsbericht So sieht die Welt in Blau aus (Berslton 1031029). An den Anfang gesetzt ist eine Kurzfassung von Melvilles ‚Bartleby‘ [für geschweifte Tuba, Stimme und Posaune & Resonanzraum eines Flügels], wobei Froleyks den in die dunklen Klänge des tiefen Blechs gehüllten Schwerpunkt verschiebt von Bartlebys Totalverweigerung auf den Schmerz des Erzählers angesichts des hoffnungslosen Falles. Für ‚Ich spiele zusammen, keiner spielt allein‘ [für Flötenmaschine, Blumenkästen, Hölzer, geschweifte Tuba, Saitenwanne, Messertisch] mutiert Froleyks durch Multitracking zum Ensemble, spielend wird er zur Mehrzahl, wer spielt, ist nie allein. Genausowenig wie ein ‚Stiller Garten‘ still ist. Denn wenn Gitarre, Posaune, Schlagzeug & Saitenwanne nicht wären, mit denen die Welt ganz vorsichtig ein bisschen blau getupft wird, gäbe es immer noch die O-Töne: Vogelgezwitscher, das Piano in der Nachbarschaft, Schritte, den Wind, der bekanntlich ein Lied erzählt. Das Erzählen selbst rückt in den Mittelpunkt bei ‚Storyteller‘ [für Schlagzeug, Sprecher & Live-Elektronik], einer Gemeinschaftskomposition mit Georg Hajdu. Erzählt wird, weitgehend nur mit fragiler Perkussion, das buddhistische Märchen vom Trommelschläger und seinem Sohn. Der Sohn kann auf dem Heimweg vom Fest in Benares das Getrommel nicht lassen und zieht damit Straßenräuber an, die den beiden ihren ganzen Verdienst abknöpfen. Merke: Lärm macht reich, Lärm macht arm, der Kontext ist unbedingt wichtig und oft wählt man mit der Stille den besseren Teil. Zwischen diese ‚Geschichten‘ schiebt Froleyks als Raumteiler und Spanische Wände ‚Toppot 1 -6‘, auf Blumenkästen geklöppelte Perkussionsminiaturen.

Rigobert Dittman, Bad Alchemy 46

 
back