Willem Schulz – cello in contact CD I 1 intercity ins meer 4´02 |
CD II 1 sopransaxofon fanja raum 3´21 |
zur idee Diese CD ist eine Art Essenz meiner künstlerischen Arbeit: mit Musik trete ich "in contact" zu der Welt, in der ich lebe. Im kleinstmöglichen Format – nur mit meinem Cello – spiele ich mit MusikerInnen verschiedenster Genres, mit ArbeiterInnen und ihren Werkzeugen, mit Maschinen, Zügen und Autobahnen, mit Tieren, Wasserfällen und Ozeanen, mit Staubsauger und Waschmaschine, mit Schnarchern und Boxern. Es ist eine Begeisterung für die Klänge dieser Welt und die Neugier, mit ihnen zu spielen. Denn das Kreuzen des Unterschiedlichen lässt Neues entstehen - das Grundprinzip von Veränderung überhaupt. Jeder Dialog hat nur eine einzige Vorgabe: er soll gefühlte 3 Minuten dauern, sozusagen eine Song-Länge. Mit den Ohren recherchiere ich meine Umwelt, sowohl an dem Ort, an dem ich lebe, wie auch auf diversen internationalen Touren. Die Auswahl trifft Exponiertes ebenso wie Subtiles, Rohes wie Ausgefeiltes. Für diesen Ansatz stehe ich: die zeitgenössische Musik soll sich |
Mit den jeweiligen Partnern treffe ich mich in unterschiedlichsten Räumen – Ateliers, Küchen, Kirchen, Werkstätten, auf der Alm, im Supermarkt, zwischen zwei IC-Abteilen, an der Autobahn, im Boxring, usw. Mit dem jeweiligen Ort ist auch der Klang ein spezifischer. In den meisten Fällen entstehen 3 – 10 Improvisationen, aus denen schließlich eine ausgewählt wird. In einigen Fällen, in denen keine gegenseitige Interaktion möglich ist, wie beim Wasserfall oder in der Fabrik, nehme ich die Sounds auf und trete später im Studio zu ihnen in Dialog. So entstanden 43 Stücke - in ihrer Reihenfolge bunt gemischt wie im Leben. Hervorragend begleitet wurde ich von dem Musiker und Ton-Experten Patrick von Bortkewitsch, der einen Teil der Aufnahmen gemacht und das Mixen sowie das Mastern des Materials mithörend und– denkend übernommen hat. Sowie von der Designerin Maria Otte, die mit ihrem kreativen Blick im Booklet die portraitierten Partner wiederum "in contact" bringt. willem schulz |
Aufregendes Klangexperiment Neue Doppel-CD von Willem Schulz OSNABRÜCK. Willem Schulz erforscht seine Umwelt mit dem Cello. Mit außergewöhnlichen Kompositionen, Installationen und Improvisationen ist der in Melle lebende Musiker überregional bekannt geworden. Auf experimentelle Art verbindet er natürliche Klänge, industrielle Geräusche und urbane Soundscapes mit seinen Celloklängen. Jetzt hat er eine Doppel-CD mit dem Titel "Cello in contact" veröffentlicht, auf der 43 unkonventionelle Miniaturen zu finden sind: Klang-Dialoge mit der Welt, in der sich Willem Schulz bewegt. Ist es möglich, ein Duett mit einer knarrenden Tür zu spielen? Oder mit dem Motor eines Traktors? Oder mit einer Maschine, die Kunststoff-Spritzgussteile herstellt? Für Willem Schulz sind das Herausforderungen, die er sucht und die er mit wachsender Begeisterung in die Realität umsetzt. Als er beispielsweise im Jahr 2000 den Auftrag bekam, für das EXPO-Projekt |
„Faszination Boden" eine RaumklangKomposition zu schreiben, entstand eine "Bodensinfonie", in der lärmende Bodenbearbeitungsgeräte wie Verdichter auf Schubkarrenperkussion und menschliche Stimmvariationen trafen. So ist man auch jetzt nicht vor Überraschungen sicher, wenn man sich das neue Album des Klangkünstlers anhört. Am besten schließt man die Augen, bevor man den Player startet, denn dann entwickelt sich ein Hörspiel der besonderen Art. Man hört Zuggeräusche, fährt zur Küste, hört das Kreischen der Möwen, man begibt sich imaginär auf die Alm, wo Kühe ihre Kuhglocken bimmeln lassen; dann hört man die Geräusche, die entstehen, wenn Schulz mit seinem Cello-Stachel über den BUGAPark in Düsseldorf kratzt. Aber es sind auch konventionelle Instrumente, mit denen der Klangexperimentator in Kontakt tritt. So ließ er sein Cello in einen Dialog mit der von Kantor Thomas Pfeiffer in der St.-BartholomäusKirche von Melle-Wellingholzhausen gespielten Orgel treten, duellierte | sich mit dem Akkordeon von Jazzpianist Joachim Raffel oder ließ das Cello von seinem langjährigen Weggefährten Franko Frankenberg mit einer elektronischen Trommel antreiben. „Es ist die Begeisterung für die Klänge dieser Welt und die Neugier, mit ihnen zu spielen, die mich antreiben, solche Dialoge zu entspannen", sagt Schulz. Wer seiner Fantasie mit Fakten auf die Sprünge helfen will, der kann sich im reich bebilderten, von der Künstlerin Maria Otte gestalteten Booklet umsehen und sich über spezifische Orte und Geräusche aufklären lassen. Eineinhalb Jahre ist Schulz für das CD-Projekt auf die Suche nach aufregenden Klangkontakten gegangen, die von dem Musiker und Tontechniker Patrick von Bortkewitsch aufgezeichnet und gemixt wurden. Das Resultat ist ein aufregendes Klangexperiment mit schönen, schrägen, poetischen und schrillen Wendungen. Willem Schulz: „Cello in contact" (Nurnichtnur Kunst-und Musikproduktionen). Infos unter www.willemschulz.de Von Tom Bullmann Neue Osnabrücker Zeitung |